Pädagogik

Meine Lehrer

Schon mit fünf Jahren bekam ich in meiner Heimatstadt Marl bei Maria Thirring meinen ersten Klavierunterricht und später bei ihrem Mann, der Solocellist bei der Philharmonia Humgarica war, zusätzlich Cellounterricht. Sie vermittelten mir, neben diversen Chören und Orchestern, die Grundlagen des Musikmachens.

Nach der solistischen Teilnahme an einigen Schulopernprojekten beschloss ich dann, bei Maria Friesenhausen in Bochum Gesangsunterricht zu nehmen. Dadurch entdeckte ich den Gesang mit seinen Ausdrucksmöglichkeiten als das mir am nächsten stehende »Instrument« und entschied mich nach meinem Abitur, Gesang zu studieren.

Bereits während meines Studiums verfolgte ich von Anfang an zwei Ziele: Sängerin und Gesangslehrerin.

Aus diesem Grunde begann ich bereits während meines Studiums erste Erfahrungen mit dem Unterrichten zu sammeln und besuchte, parallel zu meinem Gesangsunterricht bei Frau Prof. von Glasow und Frau Prof. Richardson, den Methodikunterricht bei Frau Prof. Lehmann und später bei Herrn Prof. Faulstich. Außerdem erhielt ich bei zwei erfahrenen Absolventinnen der Schlaffhorst-Andersen-Schule (Frau von Lingelsheim und Frau Schwenke) sowohl Atem- und Sprecherziehung als auch Unterricht in Stimmphysiologie. Ich kann mich noch gut entsinnen, wie verwirrend ich damals die Verschiedenartigkeit der mir begegnenden gesangsmethodischen Ansätze empfand.

Nach dem Studium begegneten mir, auf der Suche nach noch besseren gesangstechnischen Möglichkeiten, bei Frau Prof. Beckmann in Hamburg und Herrn Prof. Kretschmar in Detmold erneut andere methodische Schwerpunkte, die wiederum durch Kurse bei Herrn Prof. Widmer und Herrn Alavi Kia mit interessanten körperorientierten Aspekten bereichert wurden.

Auf diese Weise entstand in mir im Laufe der Jahre ein sehr buntes und kontrastreiches Bild von Gesangstechnik, das in sich viele scheinbaren Widersprüche vereinte und durch stetiges Erproben an mir und meinen Schülern allmählich zusammenwuchs.

Als ich das Glück hatte, nach mehreren Jahren der Unterrichts- und Familienroutine für einige Zeit regelmäßig mit Frau Reese, einer Absolventin der Schlaffhorst – Andersen – Schule zu arbeiten, wurde ich, bereichert um die in der Zwischenzeit gewonnene Erfahrung, auf ganz neue Weise mit bereits aus meiner Studienzeit bekannten Arbeitsweisen konfrontiert: Sie schaffte es binnen kurzer Zeit, von meinem Körper bereits während des Studiums (von ihren Kolleginnen) erlernte Atemmuster, heilsam wieder zu beleben. Auf diesem Wege bekam ich die Möglichkeit, mich noch einmal viel bewusster mit Atem und Stimme auseinanderzusetzen.

Dem folgte eine sporadische aber inzwischen schon mehrjährige Zusammenarbeit mit Frau Prof. Lehmann, die mir in den letzten Jahren sehr dabei geholfen hat, meine im Laufe der Zeit gesammelten Puzzleteile zum Thema Gesangtechnik nun immer besser zu einem großen Ganzen zusammenfügen zu können. Dabei bekomme ich immer wieder die Gelegenheit, auch Übungen und Bilder (aus denen Gesangsunterricht nun mal besteht), die ich zeitweise gänzlich verworfen hatte, zu verstehen und zu schätzen. Für dieses Erlebnis und das Gefühl »der Kreis schließt sich« bin ich sehr dankbar und hoffe, dieses Verständnis für das Singen auch an meine SchülerInnen weitergeben zu können.

Meine Arbeit als Gesangslehrerin

Ich hatte das Glück, gleich nach dem Abschluss meines Gesangsstudiums eine Stelle an der Universität Vechta, die damals noch zur Universität Osnabrück gehörte, zu bekommen. Dort schule ich zum einen angehende MusiklehrerInnen – mit teilweise nur sehr geringen stimmlichen Vorerfahrungen – im Umgang mit ihrer Stimme und erteile zum anderen stimmlich erfahreneren StudentInnen Hauptfachunterricht. Ähnlich, mit etwas anderen Ausgangsbedingungen, sieht meine Arbeit an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover aus.

Diese sehr kontrastreiche Mischung empfinde ich nach einigen Jahren der Erprobung als sehr angenehm, da sie mir die Möglichkeit bietet, an allen Aspekten des Singens zu arbeiten: vom »Tönetreffen« bis zum Interpretieren anspruchsvoller Opern- und Konzertliteratur. Besonders spannend ist es für mich häufig gerade dann, wenn sich bei meinen Anfänger-StudentInnen wohlmöglich nach kurzer Zeit der Zusammenarbeit herausstellt, dass sie mit nur kleinen Hilfen ganz andere sängerische Möglichkeiten entwickeln und so das Singen für sie plötzlich ein gern genutztes Mittel des musikalischen Ausdrucks wird. Solche Erfolge bestärken mich dann wiederum darin, auch mit meinen fortgeschrittenen StudentInnen an ähnlichen Punkten zu arbeiten, um Ihnen so – neben der Arbeit an anspruchsvollen Stücken – zu helfen, ihre stimmlichen Möglichkeiten zu erweitern.

In der Regel arbeite ich mit meinen AnfängerInnen nach dem Überwinden ihrer natürlichen ersten Hemmungen, an einer guten Haltung, bewussterem Atem, einem auch für die Sprache möglichst freiem Ansatzrohr und einem ersten Gefühl für Stimmsitz.

Selbstverständlich hat aber jede SchülerIn andere Singerfahrungen und –gewohnheiten und die spannende Aufgabe einer Gesangslehrerin ist es letztlich, herauszufinden, für welche SchülerIn welche Übungen und Bilder gerade hilfreicher sind. Oft geht es beim Singen nicht darum, „etwas intellektuell zu verstehen“, sondern es „mit dem Körper zu begreifen“. Daher ist der große Vorteil des Einzelunterrichtes, dass ich als Lehrerin die Möglichkeit habe, auf jede StudentIn mit ihren spezifischen Problemen gezielt einzugehen und auf diese Weise den für sie im Moment effektivsten Weg der stimmlichen Weiterentwicklung finden kann.

Nach nunmehr zwanzigjähriger Tätigkeit hatte ich daher schon reichlich Gelegenheit, die verschiedensten Unterrichtserfahrungen zu sammeln und mit meinen StudentInnen immer neue Ideen zu erproben, um so mit und an ihnen zu lernen. Bekanntlich »führen viele Wege nach Rom«….

Unterrichtsziele

Einen festen Bestandteil meines Unterrichts bilden Klassenstunden, die ich dank der Mithilfe meiner Klavier spielenden Kolleginnen ein bis zweimal im Semester sowohl in Vechta als auch in Hannover organisieren kann. In diesen singen sich meine StudentInnen gegenseitig Stücke vor, die wir gemeinsam vorher erarbeitet haben.
Das bietet ihnen ein sängerisches Ziel und die Möglichkeit, sich an die Vorsingsituation zu gewöhnen. Mir wiederum gibt dies die Gelegenheit, meine StudentInnen einmal mit mehr Abstand zu hören und mit ihnen, wenn möglich, direkt an kleinen Verbesserungen zu arbeiten und auf diese Weise den Erwartungsdruck der StudentInnen an ihre eigene Leistung etwas zu verringern.
Zum Glück gelingt es mir meist meine StudentInnen im Laufe ihres Studiums davon zu überzeugen, ihre Lieder und Arien in der Regel auswendig vorzutragen, weil sie auf diesem Wege ganz andere Möglichkeiten des freien Singens entwickeln können. Dazu gehört selbstverständlich auch ein bewussterer Umgang mit dem Text und seinem Inhalt, der nun mal die besondere Qualität des Gesangs ausmacht.

Besonders interessiert waren daher meine Hauptfachschülerinnen und ich, als sich uns in Vechta die Gelegenheit bot, mit verschiedenen Arien und Duetten einen kleinen Opernabend zu gestalten. Mir machte es große Freude, meine szenischen Erfahrungen auch einmal weitergeben zu können und meine StudentInnen und ihre KommilitonInnen wuchsen, durch das Ziel motiviert, über sich hinaus.

Nach diesem erfolgreichen Abend haben sicher alle Beteiligten für sich die Erkenntnis mitgenommen, mit ihrer Stimme schon eine Menge auf die Beine stellen zu können.